Nikolaus Peters, Ikebana Master in Berlin
Ich bin mit Ikebana in Kontakt gekommen, als ich 16 Jahre alt war im Rahmen eines Volkshochschulkurses. Ich war sofort von der floralen Gestaltung begeistert und ich hatte das große Glück, dass meine Meisterin eine hochrangige Lehrerin der Sogetsu-Ikebana-School in Tokyo mich als Meisterschüler in die Ausbildung nahm.
Ikebana, die Blumengestaltung, gehört in Japan mit zu den wichtigsten Kunstformen, die mit Zen assoziiert werden. Übt man sich im Ikebana, befindet man sich auf „Ka-do“, dem „Blumenweg“. Vergleichbare Kunstformen sind die Kalligraphie, die „Sho-do“ genannt wird. „Cha-do“ ist der Teeweg, wo man die Kunst der Teezeremonie erlernt.
Für mich ist Ikebana eine Übung zur Konzentration. Setze ich einen Zweig oder eine Blume in eine Vase oder Gefäß ist immer die Frage, was ist notwendig, damit das florale Material die größte Aussagekraft erhält. Ikebana ist eine Kunst des „Sehenlernens“. Überflüssige Pflanzenteile werden entfernt. „Überflüssiges über Bord werfen“, wie man im Deutschen sagt. Die Auseinandersetzung mit Ikebana ist eine Reduktion auf das Wesentliche.
Das eigentlich wichtige im Ikebana ist das Arbeiten mit dem floralen Werkstoff, das Tun. Ist ein Ikebana-Arrangement vollbracht, erfreut man sich zwar an den schönen Blumen, der eigentlich wichtige Prozess hat aber vorher stattgefunden.
Sicher siehst Du ganz viele Parallelen zu Deiner Kunstform, dem Zen-Yoga.
Ähnlich wie im Aikido, welches ja Uli und Max betreiben, ist die Ausbildung im Ikebana eine langwierige Angelegenheit. Man arbeitet sich Stufe um Stufe voran und durchläuft unzählige Zertifikatsstufen. Ich betreibe seit nun über 30 Jahren das Ikebana und habe vor 5 Jahren das ranghöchste Meisterdiplom der Sogetsu-Ikebana-School in Tokyo verliehen bekommen, eine wirklich hohe Auszeichnung für einen Nicht-Japaner wie mich. Ich unterrichte seit langem selber Meisterkurse und erfreue mich immer wieder an der Gestaltung mit Blumen.